Wissenswertes
Ob unerwartete Anlagenstillstände oder unnötige Wartungskosten – die richtige Instandhaltungsstrategie entscheidet darüber, wie zuverlässig, effizient und kostenbewusst Ihre Produktion läuft. Doch welcher Ansatz passt zu Ihrer Fabrik? Wann lohnt sich eine vorbeugende Wartung und wann eher ein datengetriebener, prädiktiver Ansatz? In diesem Beitrag erhalten Sie einen praxisnahen Überblick über die wichtigsten Arten von Instandhaltungsstrategien und erfahren, wie Sie Ihre Instandhaltung systematisch weiterentwickeln können.
Letzte Änderung am 03.09.2025
Eine Instandhaltungsstrategie in der Industrie legt systematisch fest, welche Instandhaltungsaktivitäten an welchen Maschinen oder Anlagen (Instandhaltungsobjekten) wann und wie durchgeführt werden.
Ziel ist es, den Zustand und die Leistung technischer Systeme dauerhaft zu sichern, ungeplante Ausfallzeiten zu minimieren, die Anlagenverfügbarkeit zu erhöhen und Kosten im Wartungsmanagement zu kontrollieren.
Dazu werden je nach Strategie verschiedene Maßnahmenarten kombiniert, zum Beispiel reaktive, vorbeugende oder vorausschauende Instandhaltung. Die Umsetzung erfolgt in der Praxis über konkrete Instandhaltungsaufträge, die geplant, durchgeführt und dokumentiert werden.
Moderne Instandhaltungskonzepte integrieren zunehmend digitale Technologien wie das Industrial Internet of Things (IIoT) oder Predictive Maintenance, um den Zustand von Maschinen in Echtzeit zu überwachen und bedarfsgerechte Wartung effizient umzusetzen.
Effektive Instandhaltungskonzepte sind für Unternehmen in nahezu allen Branchen ein entscheidender Erfolgsfaktor. Sie bieten nicht nur technische, sondern auch wirtschaftliche Vorteile:
Regelmäßige Wartung erhöht die Betriebssicherheit von Maschinen und minimiert das Risiko unerwarteter Störungen.
Durch geplante Wartung lassen sich ungeplante Ausfallzeiten und teure Ad-hoc-Reparaturen vermeiden. Das spart Ressourcen und reduziert Stillstandskosten.
Gut gewartete Anlagen arbeiten effizienter. Eine geeignete Strategie hilft, Leistungsreserven besser zu nutzen und die Produktivität zu steigern.
Wartung trägt aktiv zur Sicherheit von Mitarbeitenden bei – durch frühzeitiges Erkennen und Beheben potenzieller Gefahrenquellen.
In der Praxis gibt es verschiedene Wege, die Instandhaltung systematisch zu organisieren. Während die Einteilung in der Literatur nicht einheitlich ist, orientieren sich viele Unternehmen an der DIN EN 13306 sowie der VDI-Richtlinie 2895. Diese unterscheiden Instandhaltungsstrategien insbesondere nach dem Zeitpunkt der Wartung und dem technischen Zustand der Anlage.
Überblick der verschiedenen Instandhaltungsstrategien mit unterschiedlichen Bezeichnungen in der Praxis
Bei der reaktiven Instandhaltung (auch als „Feuerwehrstrategie“ oder „Run-to-Failure“ bekannt) wird erst dann eingegriffen, wenn ein Defekt bereits eingetreten ist. Wartungsarbeiten oder Reparaturen erfolgen also ausschließlich nach einem Ausfall.
Ziel ist es, Maschinen und Komponenten möglichst lange ohne geplante Eingriffe zu betreiben. Das spart zunächst Investitionen und Schulungsaufwand, birgt jedoch hohe Risiken.
Diagramm: Reaktive, ausfallbedingte Instandhaltung mit Austausch nach vollständigem Verschleiß
Praxisbeispiel: Eine Maschine in der Fertigung wird so lange betrieben, bis sie stehen bleibt. Erst dann wird ein Reparaturauftrag ausgelöst, mit dem Risiko von möglichen ungeplanten Produktionsunterbrechungen.
Vorteile:
Nachteile:
Typische Anwendung: Geeignet für unkritische, kostengünstige oder leicht austauschbare Anlagen, bei denen die Ausfallkosten niedriger sind als die Kosten für präventive Maßnahmen.
Die vorbeugende Instandhaltung folgt einem geplanten Wartungsansatz: Maschinen und Anlagen werden in festen Zeit- oder Nutzungsintervallen inspiziert und gewartet – unabhängig vom tatsächlichen Zustand.
Ziel ist es, Ausfallzeiten zu reduzieren, die Lebensdauer zu verlängern und die Anlagenzuverlässigkeit zu sichern.
Diagramm: Vorbeugende, periodische Instandhaltung mit frühem Austausch vor Verschleiß
Praxisbeispiel: Ein Unternehmen führt alle drei Monate eine Inspektion seiner Produktionsmaschinen durch, inklusive Austausch von Verschleißteilen und Überprüfung zentraler Komponenten.
Vorteile:
Nachteile:
Typische Anwendung: Ideal für Anlagen mit niedriger bis mittlerer Priorität, deren Reparatur teurer ist. Vor allem dann sinnvoll, wenn das Ausfallverhalten gut dokumentiert ist.
Die zustandsbasierte Instandhaltung nutzt Inspektionen und Sensoren, um den Abnutzungsvorrat kontinuierlich zu überwachen. Wartungsmaßnahmen erfolgen nur dann, wenn Abweichungen vom Normalzustand erkannt werden.
Zustandsabhängige, vorbeugende Instandhaltung mit Austausch bei Erreichen des Grenzwerts
Praxisbeispiel: Ein Schwingungssensor registriert steigende Vibrationen an einem Motorlager. Anstatt das Lager nach einem festen Intervall zu tauschen, erfolgt die Wartung gezielt, sobald die Daten auf Verschleiß hinweisen.
Vorteile:
Nachteile:
Typische Anwendung: Besonders geeignet für kritische und kostenintensive Anlagen, bei denen ungeplante Ausfälle hohe Kosten verursachen können.
Die vorausschauende Instandhaltung nutzt Zustandsüberwachung mittels Sensordaten, Datenanalysen und Algorithmen des maschinellen Lernens, um den optimalen Zeitpunkt für Wartungsmaßnahmen vorherzusagen.
Diagramm: Prädiktive, vorbeugende Instandhaltung mit berechnetem Austauschzeitpunkt
Praxisbeispiel: Ein Unternehmen überwacht Temperatur, Vibration und Druck seiner Anlagen in Echtzeit. Die Daten zeigen einen drohenden Lagerschaden an, sodass das Teil rechtzeitig ersetzt werden kann.
Vorteile:
Nachteile:
Typische Anwendung: Besonders geeignet für komplexe, kostenintensive und kritische Anlagen, bei denen eine hohe Verfügbarkeit entscheidend ist.
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Digitale Instandhaltung entdeckenNeben den vier zentralen Arten der Instandhaltung gibt es weitere Ansätze, die Unternehmen in ihr Gesamtkonzept einbeziehen können:
TPM verfolgt das Ziel, die Anlagenverfügbarkeit zu maximieren, indem alle Mitarbeitenden im Werk aktiv in die Instandhaltungsprozesse eingebunden werden.
Ein wesentliches Element ist die autonome Instandhaltung: Hier übernehmen Maschinenbediener grundlegende Aufgaben wie Reinigung, Schmierung und Inspektion direkt selbst. Das reduziert Ausfälle, verlängert die Lebensdauer der Anlagen und stärkt zugleich Verantwortungsbewusstsein und technische Kompetenzen der Mitarbeitenden.
RCM ist ein strategischer Ansatz, der für jede Anlage die optimale Instandhaltungsstrategie definiert. Auf Basis einer systematischen Analyse von Funktionen, Risiken und Ausfallursachen wird entschieden, ob reaktive, präventive, zustandsbasierte oder vorausschauende Maßnahmen am sinnvollsten sind.
Da RCM auf komplexe, nichtlineare Ausfälle eingeht, liefert es maßgeschneiderte Pläne für die Stabilität einzelner Komponenten und zielt darauf ab, die Anlagenverfügbarkeit jederzeit sicherzustellen – unabhängig von ihrer Kritikalität.
Mit generativer KI ausgestattete Copiloten unterstützen Teams bei der Erstellung individueller Wartungspläne und präziser Reparaturanweisungen. Durch die Analyse großer Datenmengen – etwa aus Sensorik und historischen Wartungsberichten – können potenzielle Probleme frühzeitig erkannt und Schritt-für-Schritt-Lösungen vorgeschlagen werden. Das senkt Ausfallzeiten, optimiert Wartungsprozesse und steigert die Effizienz.
Welcher Ansatz passt zu Ihrem Unternehmen? Eine allgemeingültige „beste“ Strategie gibt es nicht. Die Wahl hängt stark von Anlagentyp, Produktionsumfeld, Kostenstruktur und Datenverfügbarkeit ab.
Die folgende Übersicht zeigt typische Einsatzszenarien:
Strategie | Planungssicherheit | Datenbedarf | Kosten (laufend) | Typische Anwendung |
Reaktive Instandhaltung | gering | keiner | niedrig, aber hohe Ausfallkosten | Unkritische, günstige Anlagen |
Vorbeugende Instandhaltung (zeit-/nutzungsbasiert) | mittel | gering | mittel (zusätzliche Wartung) | Maschinen mit dokumentiertem Verschleißprofil |
Zustandsbasierte Instandhaltung (Condition-Based) | hoch | Sensorik, Inspektionen | mittel–hoch (Invest in Sensorik) | Kritische Anlagen, hohe Ausfallkosten |
Vorausschauende Instandhaltung (Predictive) | sehr hoch | IoT, KI, Big Data | hoch (CapEx) | Teure/komplexe Anlagen, sicherheitskritische Branchen |
Der Erfolg einer Instandhaltungsstrategie wird über zentrale Kennzahlen messbar. Als Leitgröße gilt die technische Verfügbarkeit. Sie zeigt, wie zuverlässig eine Anlage einsatzbereit ist und wird durch KPIs wie MTTR, MTBF, OEE, den Anteil geplanter Maßnahmen und die Instandhaltungskosten beeinflusst.
Diese Kennzahlen machen die Wirksamkeit transparent und liefern konkrete Ansatzpunkte für Optimierungen.
KPI | Bedeutung | Wirkung auf die Instandhaltungsstrategie |
MTTR (Mean Time To Repair) | Durchschnittliche Zeit bis zur Wiederinbetriebnahme nach einer Störung. | Eine niedrige MTTR verbessert die Reaktionsfähigkeit und macht die Strategie im Störungsfall effizienter. |
Reaktionszeit | Durchschnittliche Dauer bis sich die Instandhaltung mit einem neu erstellten Störticket befasst. | Kurze Reaktionszeiten sind ein Maß für die Kundenorientierung der Instandhaltung und Flexibilität bei kurzfristigen Störungen. |
MTBF (Mean Time Between Failures) | Durchschnittliche Betriebszeit zwischen zwei Ausfällen. | Eine hohe MTBF zeigt, dass der Ansatz Ausfälle erfolgreich reduziert und die Anlagenzuverlässigkeit steigt |
Technische Verfügbarkeit | Anteil, in dem eine Anlage ohne technische Einschränkungen zur Verfügung steht. | Die technische Verfügbarkeit beschreibt den technischen Einfluss der Instandhaltung an der OEE. |
OEE (Overall Equipment Effectiveness) | Gesamtkennzahl aus Verfügbarkeit, Leistung und Qualität. | Eine steigende OEE verdeutlicht, dass der Ansatz zur ganzheitlichen Optimierung der Produktion beiträgt. |
Geplante vs. ungeplante Maßnahmen | Verhältnis zwischen präventiven Wartungen und Ad-hoc-Reparaturen. | Ein hoher Anteil geplanter Maßnahmen zeigt, dass die Strategie vorausschauend ist und ungeplante Ausfälle wirksam verhindert. |
Instandhaltungskosten | Summe aus Personal-, Material-, Fremdleistungs- und Ausfallkosten. | Sinkende Kosten belegen, dass das Konzept Ressourcen effizient nutzt und nachhaltig wirkt. |
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Digitale Dashboards und SQCDP-Boards machen die Instandhaltungskennzahlen visuell greifbar, Abweichungen sofort erkennbar und helfen, Verbesserungspotenziale gezielt umzusetzen. Die Einteilung in mehrere Dimensionen (SQCDP) erlaubt es, die Leistung einer Produktion oder Instandhaltung aus verschiedenen Perspektiven zu bewerten.
Die Wahl der passenden Strategie für Ihre Instandhaltung ist oft komplex. Typische Stolpersteine sind:
Weitere Herausforderungen sind fehlendes Fachwissen, Kostendruck und strenge gesetzliche Vorgaben, die die Umsetzung zusätzlich erschweren.
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Alle relevanten Daten zu Anlagen, Maschinen und Wartungshistorien werden zentral erfasst. Das sorgt für Transparenz und schnellen Überblick über aktuelle Zustände und vergangene Maßnahmen.
Echtzeitüberwachung und -analysen: Software kann Sensor- und IoT-Daten in Echtzeit überwachen und analysieren. Das ermöglicht zustandsbasierte und vorausschauende Ansätze, da Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden.
Automatisierte Planung: Eine Instandhaltungs-Software unterstützt dabei, Wartungsintervalle zuverlässig einzuhalten. Automatische Erinnerungen, Benachrichtigungen und Terminierungen erleichtern die präventive Instandhaltung.
Digitales Ersatzteilmanagement: Bedarfe werden verfolgt, Bestellungen rechtzeitig ausgelöst. So stehen notwendige Ersatzteile für geplante Wartungsarbeiten immer zur Verfügung.
Dokumentation & Berichte: Mobile Protokolle und digitale Checklisten sorgen für lückenlose Nachverfolgung der Instandhaltungsaktivitäten und aussagekräftige Analysen zur Optimierung der Strategie.
Effizienz & Kosten: Die Software trägt durch automatisierte und verbesserte Instandhaltungsprozesse dazu bei, Ausfallzeiten zu minimieren, Kosten zu senken und die Lebensdauer von Anlagen zu verlängern.
Bessere Zusammenarbeit: Alle relevanten Informationen sind zentral verfügbar – das stärkt Kommunikation und Koordination zwischen Abteilungen.
Instandhaltungs-Software ist ein zentrales Element jeder Instandhaltungstrategie: Sie unterstützt den Wandel von reaktiven Maßnahmen hin zu proaktiven Ansätzen und ermöglicht den Einsatz fortschrittlicher Technologien.
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